Red Hat Enterprise Linux 3: Referenzhandbuch | ||
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Der XFree86 Server ist eine einzelne ausführbare Binärdatei (/usr/X11R6/bin/XFree86), welche alle benötigten X Server Module zur Laufzeit vom Verzeichnis /usr/X11R6/lib/modules/ lädt. Einige dieser Module werden automatisch geladen, während andere in der Konfigurationsdatei von XFree86 Server angegeben werden müssen.
Die XFree86 Server und damit zusammenhängende Konfigurationsdateien sind im Verzeichnis /etc/X11/ abgelegt. Die Konfigurationsdatei für XFree86 Server ist /etc/X11/XF86Config. Wenn Red Hat Enterprise Linux installiert ist, werden die Konfigurationsdateien für XFree86 mithilfe der während der Installation gesammelten Informationen erstellt.
Auch wenn Sie /etc/X11/XF86Config kaum manuell bearbeiten müssen, ist es sinnvoll, deren einzelnen Bereiche und optionalen Parameter zu kennen. Dies ist vor allem während der Fehlersuche vorteilhaft.
Die Datei /etc/X11/XF86Config besteht aus zahlreichen Abschnitten, welche einen jeweils spezifischen Teil der System-Hardware ansprechen.
Jeder Abschnitt beginnt mit einer Section "<Sektionsname>"- Zeile und endet mit einer EndSection-Zeile. Innerhalb jedes einzelnen Abschnitts befinden sich verschiedene Zeilen mit einem Optionsnamen und mindestens einem Optionswert, der auch in Anführungszeichen (") angegeben sein kann.
Mit einem Hash-Symbol
Einige der Optionen in /etc/X11/XF86Config akzeptieren boolesche Werte, was die gegebene Funktion entweder ein oder aus schaltet. Verwendbare boolesche Werte sind:
1, on, true, oder yes — Schaltet die Option ein.
0, off, false, oder no — Schaltet die Option aus.
Folgend sind einige der wichtigeren Abschnitte aufgelistet, wie diese in einer typischen /etc/X11/XF86Config Datei vorkommen. Genauere Informationen zur Konfigurationsdatei des XFree86 Server können in den man-Seiten zu XF86Config gefunden werden.
Der optionale Abschnitt ServerFlags enthält verschiedene allgemeine XFree86 Server-Einstellungen. Diese Einstellungen können mit Optionen des Abschnitts ServerLayout überschrieben werden (sehen Sie Abschnitt 7.3.1.3 für genaueres).
Jeder Eintrag im Abschnitt ServerFlags ist jeweils in einer eigenen Zeile, die mit dem Term Option beginnt und von einer in doppelte Anführungszeichen (") eingeschlossenen Option gefolgt wird.
Folgend ist ein Beispiel eines ServerFlags-Abschnitts:
Section "ServerFlags" Option "DontZap" "true" EndSection |
Folgend ist eine Liste der nützlichsten Optionen:
"DontZap" "<boolean>" — Wenn der Wert von <boolean> auf true gesetzt ist, verhindert dies, dass die Tastenkombination
"DontZoom" "<boolean>" — Wenn der Wert von <boolean> true ist, verhindert, dass die Tastenkombinationen
Der Abschnitt ServerLayout bindet Eingabe- und Ausgabegeräte, die vom XFree86 Server kontrolliert werden. Dieser Abschnitt muss zumindest ein Ausgabegerät und zwei Eingabegeräte (Tastatur und Maus) angeben.
Das folgende Beispiel zeigt einen typischen ServerLayout-Abschnitt:
Section "ServerLayout" Identifier "Default Layout" Screen 0 "Screen0" 0 0 InputDevice "Mouse0" "CorePointer" InputDevice "Keyboard0" "CoreKeyboard" EndSection |
Die folgenden Einträge sind die in einem ServerLayout-Abschnitt am häufigsten verwendeten:
Identifier — Ein eindeutiger Name, der für die Beschreibung dieses ServerLayout-Abschnitts verwendet wird.
Screen — Der Name eines Screen-Abschnitts, der mit dem XFree86 Server verwendet wird. Es können mehr als eine Screen-Option vorkommen.
Folgend ist ein Beispiel eines typischen Screen-Eintrags:
Screen 0 "Screen0" 0 0 |
Die erste Zahl in diesem Beispiel eines Screen-Eintrags (0) gibt an, dass der erste Anschluss auf der Grafikkarte die im Screen-Abschnitt angegebene Konfiguration mit dem Identifier "Screen0" verwendet.
Sollte die Grafikkarte mehr als einen Anschluss haben, sind weitere Screen-Einträge mit unterschiedlichen Nummern und Identifiern für Screen-Abschnitte von Nöten.
Die Nummern auf der rechten Seite liefern die X- und Y-Koordinaten für die linke obere Ecke des Bildschirms ( standardmäßig 0 0).
InputDevice — Gibt den Namen eines InputDevice-Abschnitts an, der mit dem XFree86 Server verwendet wird.
Es muss zumindest zwei InputDevice-Einträge geben: Einer für die Standardmaus und einer für die Standardtastatur. Die Optionen CorePointer und CoreKeyboard weisen darauf hin, dass es sich um primäre Maus und Tastatur handelt.
Option "<option-name>" — Ein optionaler Eintrag, der weitere Parameter für diesen Abschnitt angibt. Jede der hier aufgeführten Optionen überschreibt die Optionen im Abschnitt ServerFlags.
Ersetzen Sie <option-name> hier mit einer der in den XF86Config man-Seiten aufgelisteten Optionen.
Es ist möglich mehr als einen ServerLayout-Abschnitt anzugeben. Der Server wird jedoch nur den ersten einlesen, außer, es wird eine anderer ServerLayout-Abschnitt als Befehlszeilenargument angegeben.
Der Files-Abschnitt legt für XFree86 Server wichtige Pfade wie zum Beispiel den Fontpfad fest.
Das folgende Beispiel zeigt einen typischen Files-Abschnitt:
Section "Files" RgbPath "/usr/X11R6/lib/X11/rgb" FontPath "unix/:7100" EndSection |
Folgende Einträge sind die in einem Files-Abschnitt am häufigsten verwendeten:
RgbPath — Gibt den Speicherort der RGB Farbdatenbank an. Diese Datenbank definiert alle in XFree86 gültigen Farbnamen und bindet diese deren entsprechenden RGB-Werten.
FontPath — Gibt an, wo der XFree86 Server verbinden muss, um Fonts vom xfs Font-Server zu erhalten.
Standardmäßig ist FontPath unix/:7100. Auf diese Weise wird der XFree86 Server angewiesen, Font-Informationen mithilfe von UNIX-Domänen-Sockets für die Kommunikation zwischen den Prozessen (IPC) abzurufen.
In Abschnitt 7.4 finden Sie weitere Informationen über XFree86 und Fonts.
ModulePath — Ermöglicht Ihnen (optional) die Einstellung von mehreren Verzeichnissen, die für die Speicherung von XFree86 Server Modulen verwendet werden.
Der Abschnitt Module gibt dem XFree86 Server an, welche Module des /usr/X11R6/lib/modules-Verzeichnisses zu laden sind. Die Module statten den XFree86 Server mit zusätzlichen Funktionen aus.
Folgend ist ein Beispiel eines typischen Module-Abschnitts:
Section "Module" Load "dbe" Load "extmod" Load "fbdevhw" Load "glx" Load "record" Load "freetype" Load "type1" Load "dri" EndSection |
Jeder InputDevice-Abschnitt konfiguriert ein Input-Gerät wie eine Maus oder eine Tastatur, das für die Eingabe von Informationen in das System mithilfe des XFree86 Servers verwendet wird. Die meisten Systeme besitzen mindestens zwei InputDevice-Abschnitte, Tastatur und Maus.
Das folgende Beispiel zeigt einen typischen InputDevice-Abschnitt für eine Maus:
Section "InputDevice" Identifier "Mouse0" Driver "mouse" Option "Protocol" "IMPS/2" Option "Device" "/dev/input/mice" Option "Emulate3Buttons" "no" EndSection |
Die folgenden Einträge werden am häufigsten in einem InputDevice-Abschnitt verwendet:
Identifier — Gibt einen eindeutigen Namen für diesen InputDevice-Abschnitt an. Dieser Eintrag ist notwendig.
Driver — Gibt XFree86 den Namen des Treibers an, der für die Verwendung des Geräts zu laden ist.
Option — Gibt Geräte-bezogene Optionen an.
Für eine Maus, enthalten diese Optionen Folgende:
Protokoll — Gibt das von der Maus verwendete Protokoll an, wie IMPS/2.
Device — Gibt den Ort des physischen Geräts an.
Emulate3Buttons — Gibt an, ob eine Zwei-Tasten-Maus eine dritte Taste, wenn beide Tasten gleichzeitig gedrückt werden, emulieren soll.
Sehen Sie die XF86Config man-Seiten für eine Liste der gültigen Optionen.
Der Abschnitt InputDevice enthält einige Kommentare, die dem Benuzter das Konfigurieren weiterer Optionen ermöglicht.
Jeder Monitor-Abschnitt konfiguriert einen Typ von Monitor, der vom System verwendet wird. Mindestens ein Monitor-Abschnitt muss vorhanden sein, zusätzliche können bestehen, einen für jeden vom Rechner verwendeten Typ von Monitor.
Der beste Weg, einen Monitor einzurichten, ist beim Konfigurieren von X während des Installationsprozesses oder durch Verwendung von X Configuration Tool. Für weiteres zur Verwendung von X Configuration Tool, sehen Sie da Kapitel X Window System-Konfiguration im Red Hat Enterprise Linux Handbuch zur System-Administration.
Das folgende Beispiel zeigt einen typischen Monitor-Abschnitt:
Section "Monitor" Identifier "Monitor0" VendorName "Monitor Vendor" ModelName "DDC Probed Monitor - ViewSonic G773-2" DisplaySize 320 240 HorizSync 30.0 - 70.0 VertRefresh 50.0 - 180.0 EndSection |
![]() | Warnung |
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Seien Sie vorsichtig, wenn Sie die Werte im Monitor-Abschnitt der Datei /etc/X11/XF86Config manuell bearbeiten. Falsche Werte in diesem Abschnitt können Ihren Monitor beschädigen. Schlagen Sie in der Dokumentation Ihres Monitors die verfügbaren sicheren Parameter nach. |
Folgend sind häufig im Monitor-Abschnitt verwendete Einträge:
Identifier — Verleiht dem Monitor einen eindeutigen Namen. Dieser Eintrag ist erforderlich.
VendorName — Ein optionaler Eintrag, welcher den Hersteller des Monitors angibt.
ModelName — Ein optionaler Eintrag, welcher den Namen des Models des Monitors angibt.
DisplaySize — Ein optionaler Eintrag, welcher, in Millimetern, die physische Größe des Bildschirmbereichs angibt.
HorizSync — Gibt XFree86 die Bandbreite der Horizontalfrequenz in kHz an, die mit dem Monitor kompatibel ist. Diese Werte werden vom XFree86 Server als Richtlinie verwendet, so dass dieser weiß, ob bestimmte Werte eines Modeline-Eintrags für den Monitor zu verwenden sind.
VertRefresh — Listet die vom Monitor unterstützten vertikalen Bildwiederholfrequenzen in kHz auf. Diese Werte werden vom XFree86 Server als Richtlinie verwendet, so dass dieser weiß, ob bestimmte Werte eines Modeline-Eintrags für den Monitor zu verwenden sind.
Modeline — Dient der optionalen Angabe der Grafikmodi des Monitors bei besonderen Auflösungen mit bestimmten Horizontal- und Vertikalfrequenzen. Sehen Sie die man-Seiten zu XF86Config für eine genauere Beschreibung der Modeline-Einträge.
Option "<option-name>" — Ein optionaler Eintrag, der weitere Parameter für diesen Abschnitt angibt. Ersetzen Sie <option-name> mit einer gültigen, in den man-Seiten zu XF86Config aufgelisteten Option.
Jeder Device-Abschnitt konfiguriert eine Grafikkarte für das System. Ein Device-Abschnitt muss vorhanden sein. Weitere können bestehen, einer für jede auf dem Rechner installierte Grafikkarte.
Der beste Weg eine Grafikkarte einzurichten, ist beim Konfigurieren von X während des Installationsprozesses oder durch Verwendung von X Configuration Tool. Für weiteres zur Verwendung von X Configuration Tool, sehen Sie da Kapitel X Window System-Konfiguration im Red Hat Enterprise Linux Handbuch zur System-Administration.
Das folgende Beispiel zeigt einen typischen Device-Abschnitt für eine Grafikkarte:
Section "Device" Identifier "Videocard0" Driver "mga" VendorName "Videocard vendor" BoardName "Matrox Millennium G200" VideoRam 8192 Option "dpms" EndSection |
Die folgenden Einträge sind häufig in einem Device-Abschnitt verwendet:
Identifier — Ein eindeutiger Name für diesen Device-Abschnitt. Dies ist ein notwendiger Eintrag.
Driver — Gibt an, welchen Treiber der XFree86 Server laden muss, um die Grafikkarte verwenden zu können. Eine Liste von Treibern kann in der Datei /usr/X11R6/lib/X11/Cards gefunden werden, welche mit dem Paket hwdata installiert wird.
VendorName — Gibt (optional) den Hersteller der Grafikkarte an.
BoardName — Gibt (optional) den Namen der Grafikkarte an.
VideoRam — Der RAM-Speicher (optional) der Grafikkarte in Kilobytes. Diese Einstellung ist normalerweise nicht notwendig, da der XFree86-Server gewöhnlich die Grafikkarte automatisch auf den verfügbaren Speicher prüft. Es gibt jedoch Grafikkarten, die XFree86 nicht automatisch erkennen kann, weswegen Ihnen diese Option die Möglichkeit bietet, manuell den Grafik-RAM anzugeben.
BusID — Gibt (optional) den Bus an, in dem sich die Grafikkarte befindet. Diese Option ist nur bei Systemen mit mehreren Karten notwendig.
Screen — Ein optionaler Eintrag, der angibt, welchen Anschluss der Grafikkarte dieser Device-Abschnitt konfiguriert. Diese Option ist nur bei Grafikkarten mit mehr als einem Anschluss nützlich.
Wenn mehrere Monitore an eine Grafikkarte angeschlossen sind, dann müssen auch verschiedene Device-Abschnitte mit einem jeweils unterschiedlichen Screen-Wert zur Verfügung stehen.
Der Wert eines Screen-Eintrags ist eine ganzzahlige Nummer. Der erste Anschluss hat den Wert 0 und für jeden weiteren Anschluss wird diese Zahl um eins erhöht.
Option "<option-name>" — Ein optionaler Eintrag, der weitere Parameter für diesen Abschnitt angibt. Ersetzen Sie <option-name> mit einer gültigen, in den man-Seiten zu XF86Config aufgelisteten Option.
Eine der häufiger verwendeten Optionen ist "dpms", welches die Service Star Energy Compliance für den Monitor einschaltet.
Jeder Screen-Abschnitt bindet eine Grafikkarte (oder einen Anschluss auf einer Grafikkarte) an einen Monitor, indem dieser den Device-Abschnitt und den jeweiligen Monitor-Abschnitt für jeden der Anschlüsse referenziert. Ein Screen-Abschnitt muss vorhanden sein, weitere bestehen für jede zusätzliche Kombination von Grafikkarte (oder Anschluss) zu Monitor auf dem gegebenen Rechner.
Folgend ist ein Beispiel eines typischen Screen-Abschnitts:
Section "Screen" Identifier "Screen0" Device "Videocard0" Monitor "Monitor0" DefaultDepth 16 SubSection "Display" Depth 24 Modes "1280x1024" "1280x960" "1152x864" "1024x768" "800x600" "640x480" EndSubSection SubSection "Display" Depth 16 Modes "1152x864" "1024x768" "800x600" "640x480" EndSubSection EndSection |
Folgende Einträge sind häufig in einem Screen-Abschnitt verwendet:
Identifier — Ein eindeutiger Name für diesen Screen-Abschnitt. Dies ist ein notwendiger Eintrag.
Device — Gibt einen eindeutigen Namen eines Device-Abschnitts an. Dieser Eintrag ist erforderlich.
Monitor — Gibt einen eindeutigen Namen eines Monitor-Abschnitts an. Dieser Eintrag ist notwendig.
DefaultDepth — Gibt die Farbtiefe in Bits an. Im vorangegangenen Beispiel ist 16, was mehrere tausende von Farben ermöglicht, der Default-Wert. Mehrere DefaultDepth-Einträge sind zulässig, aber einer muss mindestens vorhanden sein.
SubSection "Display" — Gibt die Bildschirmmodi an, die bei einer spezifischen Farbtiefe zur Verfügung stehen. Ein Screen-Abschnitt kann mehrere Display-Unterabschnitte haben, es muss allerdings zumindest einer für die in DefaultDepth angegebene Farbtiefe bestehen.
Option "<option-name>" — Ein optionaler Eintrag, der weitere Parameter für diesen Abschnitt angibt. Ersetzen Sie <option-name> mit einer gültigen, in den man-Seiten zu XF86Config aufgelisteten Option.
Beim optionalen DRI-Abschnitt Direct Rendering Infrastructure (DRI) handelt es sich um eine Schnittstelle, die es 3D-Software-Applikationen ermöglicht, die 3D-Hardwarebeschleunigung moderner und unterstützter Grafikhardware zu nutzen. Darüber hinaus verbessert DRI die Leistung der 2D-Hardwarebeschleunigung, sofern vom Treiber unterstützt.
Dieser Abschnitt wird ignoriert, es sei denn, DRI wird im Module-Abschnitt aktiviert.
Das folgende Beispiel zeigt einen typischen DRI-Abschnitt:
Section "DRI" Group 0 Mode 0666 EndSection |
Unterschiedliche Grafikkarten verwenden DRI auf unterschiedliche Weise. Bevor Sie DRI-Werte ändern, lesen Sie bitte zuerst die Datei /usr/X11R6/lib/X11/doc/README.DRI.
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