Red Hat Enterprise Linux 3: Referenzhandbuch | ||
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Der Linux-Kernel hat zwei Hauptfunktionen: die Zugriffskontrolle auf physische Geräte eines Computers und die Planung wann und wie Prozesse diese Geräte beeinflussen. Das Verzeichnis /proc/ enthält eine Hierarchie spezieller Dateien, die den aktuellen Stand des Kernel darstellen und Anwendungen und Benutzern einen Einblick in die Sicht des Kernels auf das System gestatten.
Im Verzeichnis /proc/ finden Sie eine Vielzahl an Informationen zur Systemhardware und allen derzeit laufenden Prozessen. Außerdem können einige Dateien des Baumverzeichnisses /proc/ von Benutzern und Anwendungen so geändert werden, dass sich die Kernelkonfiguration ändert.
Unter Linux werden alle Daten in Dateien gespeichert. Die meisten Benutzer kennen die beiden Grundarten von Dateien - Text und Binär. Das /proc Verzeichnis enthält allerdings eine andere Dateiart, die Virtuelle Datei genannt wird. Aus diesem Grund spricht man bei /proc/ oft von einem Virtuellen Dateisystem.
Diese virtuellen Dateien haben einige interessante Besonderheiten. Die meisten werden mit einer Dateigröße von 0 Bytes aufgelistet, wenn man die Datei allerdings öffnet, zeigt sie oft einiges an Informationen. Außerdem spiegeln die meisten Zeit-und Datumseinstellungen der virtuellen Dateien die aktuelle Zeit und das aktuelle Datum wieder, was bedeutet, dass sie sich ständig ändern.
Virtuelle Dateien wie /proc/interrupts, /proc/meminfo, /proc/mounts und /proc/partitions bieten einen aktuellen Einblick in die Systemumgebung. Andere, wie /proc/filesystems und das Verzeichnis /proc/sys/ bieten Informationen zur System-Konfiguration und zu Schnittstellen.
Um eine bessere Strukturierung zu erreichen, sind Dateien mit ähnlichen Informationen in virtuelle Verzeichnisse und Unter-Verzeichnisse einsortiert. Zum Beispiel /proc/ide enthält Informationen zu allen physischen IDE Geräten. Prozessverzeichnisse enthalten Informationen zu jedem im System laufenden Prozess.
Mit cat, more oder less können Sie die Dateien in /proc/ mit ihrem enormen Informationsgehalt über das System direkt auslesen. Wenn Sie z.B. wissen möchten, welche Art von CPU ein Computer hat, geben Sie den Befehl cat /proc/cpuinfo ein, und es erscheint in etwa Folgendes:
processor : 0 vendor_id : AuthenticAMD cpu family : 5 model : 9 model name : AMD-K6(tm) 3D+ Processor stepping : 1 cpu MHz : 400.919 cache size : 256 KB fdiv_bug : no hlt_bug : no f00f_bug : no coma_bug : no fpu : yes fpu_exception : yes cpuid level : 1 wp : yes flags : fpu vme de pse tsc msr mce cx8 pge mmx syscall 3dnow k6_mtrr bogomips : 799.53 |
Bei der Anzeige unterschiedlicher virtueller Dateien im Dateisystem /proc/ werden Sie feststellen, dass einige Informationen leicht verständlich sind, andere wiederum nicht lesbar sind. Aus diesem Grund gibt es Dienstprogramme, mit deren Hilfe Daten aus virtuellen Dateien lesbar angezeigt werden. Beispiele für diese Applikationen sind lspci, apm, free und top.
![]() | Anmerkung |
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Einige virtuelle Dateien im /proc können nur vom root gelesen werden. |
Im Allgemeinen sind die meisten virtuellen Dateien im Verzeichnis /proc schreibgschützt. Einige können jedoch dazu verwendet werden, Änderungen der Kernel-Einstellungen vorzunehmen. Das gilt im Besonderen für Dateien im Unterverzeichnis /proc/sys/.
Sie können den Wert einer virtuellen Datei ändern, indem Sie den neuen Wert mit dem Befehl echo, gefolgt von dem größer-als Symbol (>), an die gegebene Datei weiterleiten. Um zum Beispiel den Hostnamen zu ändern, geben Sie Folgendes ein:
echo www.example.com > /proc/sys/kernel/hostname |
Andere Dateien funktionieren als binäre oder Boolesche Switches. Wenn Sie z.B. cat /proc/sys/net/ipv4/ip_forward eingeben, erscheint entweder 0 oder 1. 0 gibt an, dass der Kernel keine Netzwerk-Pakete weiterleitet. Mit dem Befehl echo zum Ändern des Wertes der Datei ip_forward in 1 können Sie das Weiterleiten von Paketen sofort einschalten.
![]() | Tipp |
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Eine weiterer Befehl zur Änderung von Einstellungen im Unterverzeichnis /proc/sys/ ist /sbin/sysctl. Weitere Informationen zu diesem Befehl erhalten Sie unter Abschnitt 5.4 |
Eine Liste einiger Kernel-Konfigurationsdateien, die in /proc/sys/ enthalten sind, finden Sie unter Abschnitt 5.3.9.
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